2. Dezember 2011, Dänemark
Fehmarnbeltquerung mit begrenztem Einfluss auf Tourismus
Tourismusgutachten des Kieler Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in NordeuropaBau und Betrieb der Festen Fehmarnbeltquerung werden nur einen begrenzten Einfluss auf den Tourismus auf der Insel Fehmarn und in der Gemeinde Großenbrode haben. Wenn die Region jedoch entschlossen und rechtzeitig handelt, kann sie die Möglichkeiten, die eine solche feste Querung bietet, zu ihrem Vorteil nutzen. Das sind die beiden Hauptergebnisse eines von Femern A/S in Auftrag gegebenen Tourismusgutachtens, das von unabhängigen Wissenschaftlern des Kieler Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) erstellt wurde. Die Femern A/S ist mit der Aufgabe betraut, eine feste Querung zwischen Deutschland und Dänemark über den Fehmarnbelt zu entwerfen und zu planen. Das Unternehmen ist Teil der staatlichen dänischen Sund & Bælt Holding A/S, die bereits über Erfahrungen aus dem Bau der festen Querungen über den Großen Belt und den Öresund verfügt.
Erstaunlich geringer Einfluss
Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass die Feste Fehmarnbeltquerung für sich betrachtet weder als wesentliches Hindernis noch als Boom-Faktor für den Fremdenverkehr einzustufen ist. Der Autor der Studie, Dr. Dirk Schmücker, ist selbst etwas überrascht darüber, welch geringen Einfluss das Bauvorhaben auf den Tourismus haben wird. Lesen Sie dazu das Interview mit Dr. Schmücker in diesem Newsletter.
Allerdings besteht ein erheblicher Unterschied zwischen den objektiven Einflüssen des Bauvorhabens und den subjektiven Erwartungen der Touristen auf Fehmarn und in Großenbrode. Die Untersuchung zeigt, dass viele Besucher sich wegen möglicher Beeinträchtigungen, die der Bau des Fehmarnbelttunnels mit sich bringen könnte, Sorgen machen.
Positive Kommunikation entscheidend
Eine positive imagebildende Kommunikation aller Tourismusakteure in der Region spielt daher eine entscheidende Rolle. Die Wissenschaftler kommen zu der Einschätzung, dass Kommunikation sogar einen noch größeren Einfluss auf das Wachstum der touristischen Nachfrage hat als die Veränderungen der touristischen Angebote und Dienstleistungen, die tatsächlich aufgrund von Bau und Betrieb der Festen Fehmarnbeltquerung zu erwarten sind.
„Kommunikation“ umfasst in diesem Fall nicht nur Information über die Medien, sondern insbesondere auch persönliche Gespräche mit gegenwärtigen und künftigen Gästen auf Fehmarn und in Großenbrode. Gerade im Vorfeld und während der Bauphase kann diese Form von Kommunikation großen Einfluss auf die Entscheidung der Besucher haben, ob diese auch künftig Fehmarn und Großenbrode als Urlaubsziel wählen.
Femern A/S, so die Schlussfolgerung des Gutachtens, muss die Auswirkungen der Bauarbeiten aktiv minimieren und abmildern. So darf etwa die Badewasserqualität an den Stränden in der Hochsaison nicht durch Sedimente beeinträchtigt werden, die durch die Baggerarbeiten am Tunnelgraben aufgewirbelt werden.
Herzlich willkommen
Die Verkürzung der Reisezeit verbessert künftig die Erreichbarkeit von Fehmarn und Großenbrode für skandinavische Besucher. Für die 3,5 Millionen Bewohner der Öresundregion mit Kopenhagen und Malmö als den größten Städten beispielsweise liegen beide Ziele künftig innerhalb eines Zwei-Stunden-Radius. Dadurch entstehen neue Anreize für Tagesausflüge und Zwischenstopps. Um dieses Potenzial jedoch voll ausschöpfen zu können, müssen in der Region Angebote und Dienstleistungen geschaffen werden, die für diesen Kundenkreis attraktiv sind.
Schon während der Bauphase, so eine weitere Schlussfolgerung des Gutachtens, kann die Region von der Schaffung eines attraktiven Ausstellungszentrums an der Baustelle profitieren, das zusätzliche Tagesbesucher anziehen kann. Eine solche Ausstellung wird bereits seit Längerem von Femern A/S in Zusammenarbeit mit anderen Interessengruppen geplant.
Über das Gutachten
Das Gutachten „Einfluss einer Festen Fehmarnbeltquerung auf Angebot und Nachfrage im Segment Tourismus auf der Insel Fehmarn und in der Gemeinde Großenbrode“ wurde im Frühjahr 2009 von Femern A/S in Auftrag gegeben und von unabhängigen Wissenschaftlern des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) unter Leitung von Dr. Dirk Schmücker angefertigt. Die Untersuchung zur Analyse sowohl der Bau- als auch der Betriebsphase der Festen Fehmarnbeltquerung beruht auf eigens für diesen Anlass entwickelten und von Prof. Dr. Hansruedi Müller (Universität Bern) evaluierten Methoden.
Das vollständige Gutachten kann unter www.femern.de/Material+folder/Documents/2011/Einflussanalyse+Tourismus heruntergeladen werden. Eine englische Zusammenfassung der Ergebnisse kann unter www.femern.com/Material+folder/Documents/2011+publications/Background+Report+%e2%80%93+Analysis+of+Effects+on+Tourism heruntergeladen werden.