16. Februar 2011, Österreich
Franz Liszt Superstar
Magier am Klavier, Tonschöpfer und Frauenschwarm. Vor 200 Jahren erblickte Franz Liszt im burgenländischen Raiding das Licht der Welt. 2011 feiert man den Superstar der Romantik mit einer ganzen Reihe an Veranstaltungen. Der Titel für den Veranstaltungsreigen, „Lisztomania“, ist dabei keine moderne Wortschöpfung. Als historischer Begriff war die „Lisztomanie“ bereits im 19. Jahrhundert in aller Munde, als der Klaviervirtuose Franz Liszt das Publikum in den Konzertsälen Europas zu Begeisterungsstürmen hinriss.
Liszt Festival 2011 und Geburtshaus in Raiding
Als Geburtsort von Franz Liszt, der am 22. Oktober 1811 das Licht erblickte, ist das burgenländische Raiding ein neuralgischer Punkt des Themenjahres 2011, das quer durch Europa gefeiert wird.
Der Auftakt der „Lisztomania 2011 Burgenland“ findet am 27. Januar im modernen Franz Liszt Konzertsaal Raiding statt. Mit dem musikalischen Themenabend „Franz Liszt – Der Europäer“ klingt gleichzeitig auch das Liszt Festival Raiding 2011 an. Johannes und Eduard Kutrowatz, die Intendanten der vierteiligen Konzertreihe, greifen zur Eröffnung selbst in die Tasten. Vierhändig geben die Pianisten Ungarische Rhapsodien aus der Feder des Jubilars zum Besten. Liszt zum Hören gibt es bei vier Konzertblöcken im Takt der Jahreszeiten. Ein Schwerpunkt der tonalen Hommage liegt natürlich bei der Klaviermusik, dem ursprünglichen Metier des Meisters. Am Flügel: Interpreten von Weltruhm wie Daniel Barenboim oder Elisabeth Leonskaja. Darüber hinaus spielen Orchesterwerke sowie ein Lied- und Vokalzyklus Hauptrollen im Festivalprogramm.
Gleich nebenan öffnet das Liszt-Haus-Raiding seine Pforten für Spurensucher. Die Ausstellung „Le petit Liszt“ führt von 17. März bis 11. November zu den Wurzeln eines Genie-Lebens. Im noch erhaltenen Teil des ehemaligen Meierhofs des Fürsten Esterházy wurde der Grundstein für eine phänomenale Laufbahn gelegt. Vater Adam Liszt, selbst Amateur-Cellist in der Hofkapelle des Fürsten, übte wichtigen Einfluss auf die Karriere seines Sohnes aus. Bereits als Neunjähriger zog es das Wunderkind Franz zu ersten Konzertreisen und Publikumserfolgen. Tiefe kindliche Religiosität und die Begegnung mit der Musik der Zigeuner prägten Liszts Interessen. Mit zwölf Jahren verließ Liszt Raiding in Richtung Paris. Erst als 70-Jähriger sollte er das Haus seiner Kindheit wiedersehen.
Der Hexenmeister am Klavier
Burgenland: der „Popstar Liszt“ im Landesmuseum in Eisenstadt vom 17. März bis 11. November 2011
Die „Lisztomanie“, den 1841 von Heinrich Heine geprägten Begriff, greift die Schau im Landesmuseum in Eisenstadt auf. Gegenstand ist die Faszination, die von Franz Liszt ausging.
Die Ausstellung „Lisztomanie – der Hexenmeister am Klavier“ bildet Liszt auch als Revolutionär des Klavierspiels ab. Seine Solostücke und Konzerte waren virtuos, als erster bestritt er einen Konzertabend alleine als Pianist und prägte die Form des „Piano Recital“. Im Dezember 1839 brach Franz Liszt zu einer fast sieben Jahre dauernden Konzerttournee durch Europa auf. Dabei absolvierte er in ca. 230 Städten fast 600 Konzertauftritte. In Budapest wurde er wie ein König empfangen und verließ die Stadt als Nationalheld. In Berlin absolvierte er einen dreiwöchigen, umjubelten Konzertmarathon. Wie die Popmusiker des 20. Jahrhunderts setzte Liszt seine Persönlichkeit ein, um sein Publikum – vor allem das weibliche – zu paralysieren. Leihgaben der berühmten Lisztstätten Budapest, Weimar oder Paris repräsentieren Liszts Lebensweise in dieser Virtuosenzeit (1838 – 1847).
Europa-Tournee der Moderne vom 28. Januar bis 6. März 2011
„Vivat Liszt! Le tour d‘Europe“ titelt die programmatische Ausstellung, die das ausgeprägte Interesse Liszts für die Kunst seiner Zeit in die Moderne transferiert. In der Burgenländischen Landesgalerie in Eisenstadt wird von 28. Januar bis 6. März Contemporary Art gezeigt.
Bemerkenswert ist die Entstehungsgeschichte der Exponate. Beim eu-art-network Symposion im burgenländischen Oslip fanden sich im Sommer 2010 Künstler aus europäischen Städten zusammen, in denen Liszt einst wirkte. Sie setzten sich mit interdisziplinären Phänomenen in der Kunst am Beispiel Liszt auseinander. Franz Liszt selbst verstand sich als europäischer Künstler. Seine intensive Reisetätigkeit quer durch den Kontinent ist aus heutiger Sicht exemplarisch für Mobilität von Künstlern und Kunstwerken. Als Netzwerker setzte er sich überdies leidenschaftlich für andere Kunstschaffende ein.
Im Verband einer Ausstellung gehen ausgewählte Werke, die bei diesem Symposium entstanden, auf Tournee durch Europa. Zu den Stationen zählen neben Eisenstadt Budapest, Weimar, Bratislava, London, Venedig und das Liszt-Zentrum Raiding (13. Juni bis 11. November).
Wiens große Konzertsäle auf Liszt gepolt
„Le Concert c’est moi“ schrieb Franz Liszt 1839 in einem Brief. Zum 200. Geburtstag widmen Wiens Tempel der Musik dem Werk des selbstbewussten Tonschöpfers einen Programmschwerpunkt. Das Wiener Konzerthaus steht an zwölf Abenden bis 17. Juni unter dem Stern von Liszts Kompositionen. Am 25. Februar intonieren das ORF Radio-Symphonieorchester Wien, die Wiener Singakademie und der finnische Künstler Kari Kriikku an der Klarinette unter der Leitung von Cornelius Meister „Eine Symphonie zu Dantes Divina Comedia“, die der Komponist 1855 und 1856 zu Papier brachte. Seine Interpretation des 1. Mephisto-Walzers „Der Tanz in der Dorfschenke“ präsentiert das Jess-Trio-Wien (23. März). Die Wiener Symphoniker, die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor und der deutsche Tenor Burkhard Fritz bringen „Eine Faust-Symphonie in drei Charakterbildern“ zur Aufführung (17. und 19. Mai).
Im Rahmen des 15. Osterklang-Festivals zeigt das Theater an der Wien am 20. April das Oratorium „Die Legende von der Heiligen Elisabeth“ unter der musikalischen Leitung von Martin Haselböck mit seiner Wiener Akademie. Diese Komposition, ein eigenwilliges Werk zwischen Kirchen- und Opernmusik, wurde 1865 in Budapest uraufgeführt, im selben Jahr, als Liszt die niederen Weihen erhielt und Abbé wurde.
Der Wiener Musikverein spannt einen musikalischen Bogen von den Anfängen bis zum Spätwerk des Ausnahmekünstlers. Pianisten wie der Russe Jewgenij Kissin, der Franzose Jean-Frédéric Neuburger, die Bulgarin Dora Deliyska und der Österreicher Till Fellner setzen sich an den Flügel. Der 5. Juni steht im Zeichen des „Konzerts für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur“. Um 11 Uhr interpretieren die Wiener Philharmoniker im Großen Saal das 1855 in Weimar uraufgeführte Stück. Um 16 Uhr nimmt die Staatskapelle Berlin auf der Bühne Platz, um ihre Version dieses Orchesterwerks vorzutragen.
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