12. Dezember 2013, Hamm, Ruhrgebiet
Gustav-Lübcke-Museum in Hamm feiert 2015 Wiedereröffnung mit großer Premiere
Paris - Stockholm - Hamm: Renommierte Gösta Serlachius Kunststiftung aus Finnland erstmals umfassend in Deutschland zu sehenParis, Stockholm und nun bald Hamm: Die renommierte Gösta Serlachius Kunststiftung aus Finnland gibt im Herbst 2015 ihr Deutschland-Debüt. Erstmals werden 70 bis 80 hochkarätige Werke aus einer der größten und bekanntesten Privatsammlungen Finnlands hierzulande zu sehen sein. Anlass ist die Wiedereröffnung des Gustav-Lübcke-Museums in Hamm, das sein Premieren-Jahr mit der Neueinweihung aller Dauerausstellungsbereiche durch diese Sonderschau krönt. „Es freut uns sehr, dass es uns gelungen ist, ein so großes Konvolut bedeutender Werke nach Deutschland zu holen“, sagt die Hammer Museumsdirektorin Dr. Friederike Daugelat. „Die Kunststiftung Serlachius ist im internationalen Leihverkehr sehr aktiv, beteiligt sich an anderen Sonderausstellungen aber meist nur mit einigen wenigen Leihgaben. Umfassend hat sie sich bisher erst zweimal außerhalb Finnlands präsentiert: in Paris und Stockholm. Wir sind stolz, die erste deutsche Station dieser Sammlung zu sein“, fasst Daugelat zusammen. Im Mittelpunkt der Hammer Ausstellung, die von Oktober 2015 bis Februar 2016 zu sehen sein wird, steht das sogenannte „goldene Zeitalter“ finnischer Malerei, also die Zeit zwischen 1880 und 1920, und damit gleichzeitig der Aufbruch und die Hinwendung der skandinavischen Malerei zur Moderne.
„Allgemein lässt sich ein wachsendes Interesse an nordischer Kunst wahrnehmen“, sagt Friederike Daugelat mit Blick auf einige der aktuellen Ausstellungstrends in Deutschland, wie sie etwa jüngst in München oder Hamburg zu beobachten sind. „Man kann dort den zeitgenössischen Strömungen um 1900 wie dem Realismus, dem Impressionismus oder dem Symbolismus in ganz eigener Ausprägung begegnen.“ Dass die finnische Kunststiftung in dieser Epoche ihren Schwerpunkt hat, verdankt sie ihrem aufgeschlossenen Namensgeber Gösta Serlachius. Der Industrielle und Mäzen begann um 1900 damit, Kunst zu sammeln und war dabei sehr offen für die modernen Künstler seiner Zeit. Noch vor seinem Tod 1942 hat Serlachius die Sammlung in eine Stiftung überführt, die heute rund 5.000 Werke umfasst und im In- und Ausland gefragt ist. „Skandinavische Meisterwerke um 1900“, so der Arbeitstitel der Schau, werden daher auch in Hamm im Zentrum stehen, darunter viele Gemälde, die bisher noch nie in Deutschland zu sehen waren. Die Schau finanziert sich rein durch externe Sponsorengelder. Weitere Zuschussgeber sollen in nächster Zeit noch angesprochen werden. Zu den bekannten Künstlern und Künstlerinnen, die in der Serlachius-Sammlung vertreten sind, zählen etwa Akseli Gallen-Kallela, Albert Edelfelt, Hugo Simberg, Helene Schjerfbeck, Eero Järnefelt, Victor Westerholm oder Anders Zorn. „Die skandinavischen Länder kämpften um die Jahrhundertwende noch um ihre Eigenständigkeit. Daher umfasst die Sammlung nicht nur Künstler, die heute zu Finnland zählen, sondern beispielsweise auch dänische Maler, da Finnland erst 1917 unabhängig wurde“, erläutert Friederike Daugelat. „Die Bandbreite der Motive ist dabei groß: Wir finden weite nordische Landschaften am Meer ebenso wie Arbeitsszenen aus der bäuerlichen Bevölkerung und Blicke in die Welt der aufkommende Bohème, die das Leben in den Städten als Folge der fortschreitenden Industrialisierung hervorbrachte.“
Die Finnland-Ausstellung bildet den Höhepunkt eines ganzen Premieren-Jahres des Hammer Gustav-Lübcke-Museums 2015. 2014 bleibt das Haus geschlossen, um das Gebäude durch umfassende Sanierungsarbeiten in Stand zu setzen und technisch an zeitgemäße Ausstellunganforderungen anzupassen. Nachdem bereits das Dach neu gedeckt wurde, wird in den kommenden Monaten die Heizungs- und Lüftungsanlage ausgetauscht, vor allem aber erhält das Museum nach Angaben seiner Direktorin in den Wechselausstellungsbereichen eine moderne Klimaanlage. Ab Januar 2015 ist eine schrittweise Wiederöffnung aller Dauerausstellungsbereiche mit neuen Konzepten und Präsentationsformen geplant – von der Kunst der Moderne über die Angewandte Kunst bis zur Vor- und Frühgeschichte. Neben der Stadtgeschichte wird dabei als besondere Attraktion vor allem die ägyptische Abteilung gestärkt, verfügt das Gustav-Lübcke-Museum doch über die größte ägyptische Sammlung Westfalens. „Nach der Wiedereröffnung präsentiert sich das Haus dann auf über 4.000 qm Ausstellungsfläche mit neu gestalteten Räumen, modernen Medien, familienfreundlichen Angeboten und vielen Hands-on-Stationen, die zum Mitmachen einladen“, sagt Friederike Daugelat.
Mit der Ausstellung zu skandinavischer Malerei um 1900 will sie gleichzeitig einen neuen Akzent im Sonderausstellungsbereich setzen, um die Wahrnehmung des Museums überregional weiter auszubauen. „Die skandinavische Verbindung ist bereits in der Bauweise des Gustav-Lübcke-Museums angelegt“, ergänzt Daugelat. „Der Entwurf für den Neubau, der 1993 eröffnet wurde, stammt von den bekannten dänischen Architekten Bo und Wohlert, die auch für das Freilichtmuseum Louisiana bei Kopenhagen verantwortlich zeichnen.“ Die Sonderausstellung in Kooperation mit der Kunststiftung Gösta Serlachius spannt gleichzeitig einen Bogen zum Namensgeber des Hauses, Gustav Lübcke, der ebenfalls ein privater Sammler war und seine Kunstschätze einer musealen Nutzung überführt hat, so dass das Haus nun über eine bemerkenswerte, breitgefächerte Sammlung verfügen kann.
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.hamm.de/gustav-luebcke-museum