23. August 2010, Niedersachsen
Oberharzer Wasserwirtschaft ist Weltkulturerbe
Kulturministerin Johanna Wanka - Riesenerfolg für NiedersachsenDie UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) hat am 2. August die Oberharzer Wasserwirtschaft zum Weltkulturerbe ernannt.
Die Chinesische Mauer ist es seit 1987, die Pyramiden von Gizeh sind es seit 1979. Jetzt ist auch die Oberharzer Wasserwirtschaft aufgenommen. In Brasilia hat das Welterbekomitee entschieden, diese als Erweiterung des bestehenden Welterbes Erzbergwerk Rammelsberg und der Altstadt Goslar zum Weltkulturerbe zu ernennen. Das Gremium war sich einig, dass die Oberharzer Wasserwirtschaft einen außergewöhnlichen universellen Wert hat und mit voller Berechtigung Teil des UNESCO-Welterbes wird.
„Die positive Entscheidung der UNESCO ist ein Riesenerfolg für Niedersachsen als Antragsteller. Die Aufnahme des größten, seit dem Mittelalter weiter entwickelten montanen Wasserwirtschaftssystems der Welt, ist eine berechtigte Auszeichnung für dieses Meisterwerk menschlicher Schöpfungskraft“, sagte Niedersachsens Kulturministerin Professor Dr. Johanna Wanka. „Davon verspreche ich mir eine große Strahlkraft für den Harz. Mein Dank gilt vor allem den Harzwasserwerken, ohne deren finanzielles Engagement die bisherige Unterhaltung der Wasserwirtschaft nicht möglich gewesen wäre“, so die Ministerin.
Was heute Wanderern wie eine ruhige und romantische Seen- und Teichlandschaft mit historischen Bauwerken am Wegesrand erscheint, ist mit Abstand das größte und bedeutendste vorindustrielle Energieversorgungssystem der Welt. Schon vor 800 Jahren hat das Wasser im Oberharz als entscheidende Kraftquelle die Wasserräder der Bergwerke und Hütten angetrieben, über- und untertage. Für den Abbau von Silber, Blei und Kupfer blieb die Wasserkraft bis ins späte 19. Jahrhundert die einzige Energiequelle. Dazu wurde Regenwasser in Gräben gesammelt, in Teichen gespeichert, zu den Verbrauchern hin- und später wieder abgeleitet. In keinem Bergbaurevier wurde jemals eine derartig hohe Anzahl von wasserwirtschaftlichen Einzelobjekten und komplexen Systemen angelegt und bis heute teilweise sogar in betriebsbereitem Zustand erhalten.
Die Väter der Oberharzer Wasserwirtschaft waren die Mönche in Kloster Walkenried. Das Zisterzienserkloster am südlichen Harzrand war bereits im frühen 13. Jahrhundert eines der reichsten Europas. Schon damals besaßen die Mönche ein kleines, voll funktionsfähiges und mit allen wichtigen Elementen ausgestattetes Wasserversorgungssystem. Jetzt zählt nicht nur dieses Wassersystem, sondern auch die bergbauliche „Betriebszentrale“ Kloster Walkenried mit ihrer herausragenden gotischen Bausubstanz zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Da auf dem Oberharz natürliche Fließgewässer so gut wie nicht vorhanden sind, musste großflächig Regenwasser gesammelt und gespeichert werden. Hierzu wurden im Laufe der Zeit 149 Teiche gebaut, von denen 107 noch heute erhalten sind. Mit einem ausgeklügelten System an Wassergräben, die sich wie die Höhenlinien einer Landkarte über den ganzen Oberharz erstrecken, wurde das von den Hängen herablaufende Wasser aufgefangen und in Speicherteiche geleitet. Hierzu wurden die Hänge des Harzes auf mehr als 500 Kilometer Länge umgeformt. Über 300 Kilometer derartiger Gräben sind noch heute im Oberharz erhalten. Da diese Gräben mit äußerst geringem Gefälle angelegt wurden, – bis zu einem auf 1500 Meter – bergen sie ein bedeutendes touristisches Potenzial. Denn auf den Revisionswegen können Besucher ohne beschwerliches Bergsteigen mit oft herrlichem Fernblick durch den Oberharz wandern, an den Teichen verweilen oder darin baden. Von den 31 Kilometer wie Tunnel durch die Berge getriebenen sogenannten Wasserläufen sind alle erhalten und viele davon auch für Besucher erschlossen.
Von besonderer Bedeutung ist, dass ein großer Teil der Oberharzer Wasserwirtschaft allein aufgrund seiner kulturellen Bedeutung, ohne jegliche wirtschaftliche Interessen als „arbeitendes“ Denkmal in Funktion erhalten wird. Zu diesem Zweck wurde eigens ein Betriebshof, ähnlich einer Dombauhütte, in der Schachtanlage Kaiser-Wilhelm II. in Clausthal-Zellerfeld eingerichtet. 63 von 107 erhaltenen Teichen, 70 von 310 Kilometer erhaltenen Wassergräben und 21 von 31 Kilometer erhaltenen Wasserläufen werden hier in ihrer historischen Funktion betreut.
Die UNESCO hat auch bedeutende ehemalige Nutzer des Wassersystems in die Welterbeausweisung einbezogen. Dazu zählen drei Schachtanlagen aus dem 19. Jahrhundert, vor allem die Grube Samson in St. Andreasberg, in der sich die letzte erhaltene Fahrkunst der Welt befindet.
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